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Wilhelm Liebknecht - Gießener Köpfe

Objekt: Porträtkopf Wilhelm Liebknecht
Standort: Altes Schloss, Kanzleiberg | Standort in der Karte
Stadtteil/Bezirk: Innenstadt, Brandplatz
Künstler: Gerhard Burk, Bad Nauheim
Material: Bronze, grau patiniert
Entstehung: 2005
Aufstellung: 2006, Januar
Eigentümer: Stadt Gießen, Kulturamt

Beschreibung: Dieser Kopf wirkt im Vergleich zu anderen besonders filigran und fast durchscheinend. Der Porträtierte ist dargestellt als junger Mann mit feinen Gesichtszügen, wallendem Haar und sorgfältig geschnittenem Kinnbart. Anstelle eines kompakten Halses dienen locker geformte Stränge als Stütze. "Liebknecht wird als luzider Denker gezeigt.", charakterisiert Kulturamtsleiter Dr. Friedhelm Häring bei der Enthüllung. Der Liebknecht-Kopf gehört zu den ersten Gießener Köpfen, die seit 2006 den Stadtraum bereichern. Das vierköpfige "Denkmal der politischen Innovation" wurde am Kanzleiberg errichtet, an der Seite des Alten Schlosses, das Sitz des städtischen Museums ist.

Der Porträtierte: Wilhelm Liebknecht ist gebürtiger Gießener (29. März 1826). Seine Vorfahren waren Professoren und Beamte der Universität. Sein Geburtshaus stand in der Kirchstraße 1 (heute: Georg-Schlosser-Straße). Mit sechs wurde er Vollwaise und wuchs bei Verwandten auf. Er besuchte das Gießener Gymnasium, studierte Philologie, Theologie und Philosophie in Gießen, Berlin und Marburg 1842-1847. Er war beteiligt an Studentenauszügen in Gießen und an Erhebungen in Baden. Danach war gezwungen ins Exil zu gehen, lebte 1850-1862 in London, wo er Kontakte zu Friedrich Engels und Karl Marx pflegte. 1862 kehrte er auf den Kontinent zurück, zog ins liberalere Sachsen, wo er mit August Bebel die Sozialdemokratische Arbeiterpartei (SDAP) gründete. Die beiden wurden Abgeordnete im Norddeutschen Reichstag, 1874 zogen sie in den Deutschen Reichstag ein. Liebknecht entwarf ein System der Arbeiterbildung mit Volksmuseen, -büchereien und -bühnen. Ab 1890 war er Chefredakteur der SPD-Zeitung Vorwärts in Berlin. Er starb am 7. August 1900 hochgeachtet bei Berlin. Sein Sohn Karl folgte ihm in die politische Laufbahn.

Künstler-Vita: Gerhard Burk wurde 1946 in Berlin geboren. Er machte eine Ausbildung zum Steinbildhauer an der Städelschule Frankfurt und zum Steinrestaurator. Er gründete an seinem Wohnort Bad Nauheim 1978 ein alljährliches Bildhauertreffen mit Ausstellung im Kurpark. Dieser entwickelte sich zu einem gut 100 Werke umfassenden Skulpturenpark. Burk war Teilnehmer am ersten Gießener Bildhauer-Symposion im Theaterpark 1984 und hatte 1983 eine Einzelausstellung im hiesigen Museum. Für sein eigenes langjähriges Projekt Sitzen sinnlich produzierte er zahlreiche Stuhlskulpturen, die zum Sitzen und die Sinne-Anreizen fungierten.
Weitere Werke in Gießen: Skulptur 'Fermate' im Theaterpark, Kleinskulptur im Museum; Ausstellung im Museum/Altes Schloss zum Jahreswechsel 1983/84.

Die Gießener Köpfe sind ein Kunst- und Denkmalprojekt, initiiert und organisiert ab 2006 vom städtischen Kulturamt (Dezernent Dr. Reinhard Kaufmann, Leiter Dr. Friedhelm Häring). Geehrt werden wichtige Persönlichkeiten der Gießener Geschichte, mit der Fertigung der Bronzeköpfe beauftragt werden Bildhauer*innen. Der jeweilige Guss wird in Gießereien getätigt, mit denen die Künstler*innen zusammenarbeiten, sie kommen also aus verschiedenen Betrieben. Die Vorbereitung des Standorts mit Sockel und Informationstafel organisiert die Stadt. 2012 wurde der bislang letzte Kopf am Neuen Schloss enthüllt, insgesamt gibt es im Stadtraum 14 Gießener Köpfe, davon vier weibliche (Stand 2020). Mit den Köpfen für Liebknecht und Vogt startete das Projekt im April 2006.

Literaturhinweise:
Zu den ersten Gießener Köpfen Vogt u. Liebknecht: Gießener Allgemeine und Gießener Anzeiger 08.04.2006
Zum Künstler: Bildband zum Projekt Sitzen sinnlich, Psychosozialverlag Gießen 1998; Katalog Skulpturen, Plastiken, Südanlage Gießen, 1984
Zum Porträtierten: Dieter Dowe, „Agitieren, organisieren, studieren!“ - Wilhelm Liebknecht und die frühe deutsche Sozialdemokratie, Reihe Gesprächskreis Geschichte (Heft 36), Friedrich-Ebert-Stiftung, Vortrag während einer Gedenkveranstaltung in Gießen, im Alten Schloss am 25.10.2000; Oberhessische Volkszeitung, Beilage zur SPD-Gedenkfeier mit Fahnenweihe am 29.03.1926 (im Stadtarchiv); Gedenken in Gießen: Straßenname, Gedenktafel am Geburtshaus G.-Schlosser-Straße, Porträtgemälde der Ehefrau Natalie im Museum; Grabstein aus Urgroßeltern-Generation an Kapelle Alter Friedhof (neben Eingangstür)

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